Samstag, 3. Oktober 2015

Sweet Trails Alabama

(English translation below)
Mein Job erfordert gelegentlich, dass ich Dienstreisen in die USA unternehmen muss. Einer meiner Kollegen in den USA teilt meine Leidenschaft für das Biken und so haben wir schon länger überlegt, mal zusammen eine Runde zu drehen.
Zunächst scherzhaft unterhielten wir uns darüber, unsere Bikes mit auf Reisen zu nehmen, doch auf der letzten Dienstreise habe ich dies dann in die Tat umgesetzt und mein Bike unter Zuhilfenahme des EVOC Bike Bags mit nach Huntsville, Alabama genommen. Als ich Sonntags Nachts in Huntsville ankam, habe ich den Bag im Büro von James deponiert. Nach weiteren Stationen in den USA konnte ich dann bei meiner Rückkehr am Freitag mein Bike wieder in Hunstville in Empfang nehmen. Leider hatte sich im Vorfeld abgezeichnet, dass James mich nicht würde begleiten können, und so habe ich mich mit Sorba in Huntsville in Verbindung gesetzt. Nach dem Austausch einiger FB Nachrichten mit Mary-Anne von Sorba, hat man mich herzlich zum Treffen am Samstag um 9 Uhr an einem Parkplatz am Monte Sano State Park eingeladen, um mit Locals die Trails zu befahren.
Recht aufgeregt habe ich mich dort auch zum besagten Zeitpunkt eingefunden, genauer gesagt, bereits 30 Minuten früher, da ich ja noch mein Bike aus dem Koffer befreien und montieren musste. Dabei wurde ich mehrfach von anderen Nutzern des Parkplatzes (Biker, Wanderer) angesprochen, sehr freundlich und neugierig erkundigte man sich:
  • Hallo wie geht’s?
    • Oh, Danke, gut – und selbst?
  • Verpackst Du Dein Bike immer so?
    • Nein, aber ich bin nicht von hier, ich hab das Bike mitgebracht.
  • Oh? Woher kommst Du ?
    • Aus Deutschland, ich war geschäftlich hier.
Der weitere Verlauf eines solchen Gespräches umfasste dann meist die Frage, wie es mir denn gefalle, oder den Verweis auf eigene deutsche Herkunft und/oder die Stationierung eines Vorfahren in Deutschland.
Um Punkt Neun Uhr rollte dann eine Frau auf einem Fully auf mich zu und begrüsste mich.
Mary-Anne erzählte mir sofort Einiges über Hunstville und Sorba, leider waren keine weiteren Teilnehmer dabei, aber das war mir insofern auch ganz recht, da ich auf diese Art nur Mary-Anne „bremsen“ würde.
Am Abend vorher habe ich mir mit James zusammen bereits den Parkplatz, und natürlich auch die Traileinstiege und ein paar Meter Trails angeschaut.... Mir war klar, gegen einen Local hatte ich hier keine Chance. Im Land der Waldautobahnen zu Hause, wo fast jeder Anstieg (und leider auch einige Abfahrten) auch mit jedem Mitteklassewagen befahren werden könnten, würde ich hier die Welt es Schmerzes betreten.

Und so kam es dann auch.

Nach einigen kurzen Metern zum Aufwärmen, die mich jedoch schon grinsen liessen, ging es den Monte Sano hinauf. Und zwar von unserem Parkplatz ansteigen auf AUSCHLIESSLICH Trails; bissige, kurze Anstiege, gespickt mit Felsen und Wurzeln, gefolgt von flowigen, eher flachen Strecken; kaum eine Möglichkeit, die Sattelstütze auszufahren, und einfach nur ein paar Meter zu wegzukurbeln.
Wie befürchtet, war das zu viel für meinem gejetlagten (JA! Es lag ausschliesslich, ich betone, AUSSCHLIESSLICH!!! am Jetlag!) Körper, und so musste ich nach gefühlten 2000 Höhenmetern (ich nehme an, es waren 350) Mary-Anne in Ihrem Vor- und Aufwärtstrieb stoppen und um die Gnade einer Pause flehen.
Nach der Pause tat Mary-Anne das einzig Richtige: Sie wählte für den Rest des Aufstieges einen alten Asphaltweg, der uns auf die Spitze des Berges führen sollte. Nach dem Ausstieg meiner Trailhölle passierten wir kurz die Strasse und einen Parkplatz mit weiteren Bikern und Wanderern („Hey, how are you?“), bezahlten an einer Schranke kurz unseren Beitrag zur Erhaltung des Parks – der Monte Sano State Park erhebt quasi Eintrittsgeld von den Besuchern, das diese selbst entrichten. Man wirft 3 Dollar in die „honesty Box“  entnimmt ein Ticket und entwertet es selbst – und fuhren dann besagte Strasse bis zu Spitze des Berges.

Nach einem kurzen Stop zum Wasser auffüllen und einigen netten Unterhaltungen mit anderen Parkbesuchern ging es dann weiter auf – was soll ich sagen – wunderschönen Trails. Nie wirklich viel an Höhe gewinnend oder verlierend, auf sandigem Waldboden und steinigen Passagen zwischen den Bäumen ging es recht lange auf dem Monte Sano umher. Die Zeit verging wie im Flug, wir befuhren sandige Waldwege, verwurzelte und/oder felsige Abfahrten, um zu guter letzt wieder den Weg zurück zum Parkplatz zu nehmen, den wir auch gekommen waren. Die ganze Zeit war mir Mary-Anne meist einige Meter voraus, ich selbst hatte gegen Ende schwer mit meiner Fitness zu kämpfen. Nach guten 4 Stunden Tour erreichten wir dann schliesslich den Ausgangspunkt. Eine wirklich aussergewöhnliche Tour, die wohl ohne Mary-Anne's Unterstützung nicht möglich gewesen wäre. Wir verabschiedeten uns am Parkplatz, und selbst bei der Demontage und dem Verstauen des Bikes wurde ich noch mehrfach angesprochen (siehe oben).
Neben den fantastischen Trails und der ausgesprochen netten Begleitung hat mich vor Allem eins fasziniert: das offene und nette Miteinander aller Trailnutzer. Man begegnet sich respektvoll und höflich, und als ich mich mit Mary-Anne darüber unterhielt, welche Spannungen es hier in Deutschland oftmals gibt, wenn es darum geht, wem der Wald 'gehört' schien sie schon recht überrascht. Hut ab, Huntsville, so geht gemeinsame Nutzung von Naherholungsgebieten!
Für mich ist nach diesem Erlebnis vollkommen klar: die nächste Reise nach Huntsville findet wieder mit dem Bike im Gepäck statt!
Dank an dieser Stelle – natürlich – vor allem an Mary-Anne  aber auch an alle, die mich in Huntsville so offen und interessiert empfangen haben!
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Here's my English translation – I appologize upfront for any mistakes :-)

From time to time I need to travel on the job to the US. One of my US colleagues shares my passion for Mountainbiking, athus we have been talking about riding together for some time already. More as a joke we have been discussing to bring our bikes on one of our travels, but finally, on my last trip I managed to do so. Using an EVOC Bike Bag I took my bike over to Huntsville, AL. Arriving in Huntsville on a Sunday night I 'parked' my bike in James' office for the week, travelling to other US locations and returning the following Friday to recover the bike again. Unfortunately it had turned out earlier that James would not be able to join me, and so I made contact with Sorba in Huntsville. Having exchanged a few messages on Facebook with Mary-Anne of Sorba, I was invited to join her for a ride, meeting on Saturday 9AM at a parking lot close to Monte Sano State Park in Huntsville.
Pretty excited I got there at the given time, more precise, some 30 minutes in advance, as I still had to unpack and assemble my bike. Doing so, I was approached by several other users of said parking lot, always very freindly and interested, mostly along the lines of:
  • Hi, how are you doing?
    • Good, thank you, and yourself?
  • Do you always pack up yourbike like that?
    • No, but I am not from round here, and I brought the bike.
  • Oh. So where 'you from?
    • Germany, I am here for business.
Further conversation mostly included enquiries on whether I liked it here, or pointing out own German roots or aa ancestor having been stationed on a US base in Germany at some point in time.
9AM sharp I saw a woman on a full suspension bike approaching and greeting me. Mary-Anne mmediately filled me in on Huntsville, Sorba and its field of work, unfortunately most of the other club members were tangled up in different events, so that finally, it were the two of us only to go for a ride that day. I did not mind too much, as this meant that I would be slowing down only one person instead of annoying a whole group.
The evening before James and myself had been at the parking before, to 'scout' the trails around the parking, and on that occasion it became obvious that I would not stand a chance against a local on such terrain. Being at home in the land of 'forrest-highways', where almost all ascends (and some descents as well) could be driven using a middle-class car; I was guaranteed to enter a world of pain over here.

And that is exactly what was about to happen.

A few meters to warm-up that made me wearing a wide grin on my face already, we started our climb up Monte Sano. More precise, from our parking ascending EXCLUSIVELY on single trails; gnarly, short ascends followed by flowy, more flat sections; almost no chance to raise the dropper post and just spin a few meters up.
As I initially feared, this was waz too much for my jetlagged (YES! I'd like to emphasise that my poor state was due to my jetlag, and ONLY the jetlag!) body, and so – after what felt like 2000 meters of elevation (probaly about 350) I had to stop Mary-Anne in her fore- and upward momentum and beg for the mercy of a break.
After a short break, Mary-Anne did the only sane thing in such a situation: she chose an old asphalt road for the rest of our climb. Having left my 'trail-hell' we crossed the main road past a parking and more hikers and bikers ('Hey, how are you?'), paid our 'toll' at a barrier and went spinning up the hill. Monte Sano State Park asks an admittance fee in order to fund the maintenance of the park, visitors deposit 3 USD in an honesty Box and validate their entry tickets themselves.

Having refilled our water supplies and chatted with other visitors of the park we continued on – for lack of a better word – beautiful trails. Not significantly losing or gaining on elevation, we rode sandy trails and rocky passages between trees along the top of Monte Sano. Time flew by riding various types of ground, gnarly rocks and roots, dry, sandy trails always twisting and turning around trees and boulders. Finally, we rode back down the same trails that we used coming up, all the time Mary-Anne being ahead several meters and guiding our way, while I was struggling hard with my fitness towards the end of our ride. Having passed a good 4 hours we finally reached the parking site again. An extraordinary tour, with an extraordinary nice guide ended by our farewell and me having to pack up my bike once more.
In addition to the fantastic trails and the very nice company, I was struck the most by the fact that literally all users of the local trails seemed to not have any objections towards others doing the same. Having quite some issues here in Germany with the old hikers vs bikers discussion, I was amazed and fascinated by the open and freindly way these 2 groups approach each other in the US. I wish we would see more of that relaxed friendlyness over here.
One thing is for sure. My next trip to Huntsville will not take place without bringing my bike along!
Finally, a big THANK YOU to Mary-Anne  who welcomed a complete stranger and took the time to show me around some of the nicest trails I came to ride yet. And thanks as well to everyone I met and to all the nice people around in Monte Sano State Park.


International readers – please be so kind to comment and let us know wheter any of the other entries in this blog should have an English translation.